Die Kernsymptome von CPTSD und ihre Auswirkungen auf das Leben

Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (CPTSD) ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die durch lang anhaltende Traumatisierung entsteht. Ihre Kernsymptome umfassen das Wiedererleben des Traumas, Vermeidung, Hypervigilanz und ein anhaltendes Bedrohungsgefühl. Diese Symptome prägen das Leben der Betroffenen tiefgreifend und machen eine präzise Diagnostik und spezifische Therapieansätze notwendig.

Die Kernsymptome von CPTSD umfassen das Wiedererleben des Traumas, Vermeidung, Hypervigilanz und ein anhaltendes Bedrohungsgefühl. Illustration: @yuda.aiii

Daniel Frei – Eines der zentralen Symptome von CPTSD ist das Wiedererleben des Traumas. Betroffene werden von Flashbacks, Albträumen oder intrusiven Erinnerungen geplagt, die das traumatische Ereignis für sie immer wieder real erscheinen lassen. Ein Flashback kann so intensiv sein, dass die betroffene Person das Gefühl hat, das Ereignis noch einmal zu durchleben. Dies kann zu starken emotionalen und körperlichen Reaktionen führen, etwa zu Panikattacken, Schwitzen oder Herzrasen.

Ein Betroffener beschreibt es so: «Es ist, als ob ich in der Zeit zurückgezogen werde. Alles – der Geruch, die Geräusche, die Angst – fühlt sich genauso real an, wie damals.» Dieses Wiedererleben erschwert es den Betroffenen, in der Gegenwart zu leben und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Vermeidung

Vermeidungsverhalten ist ein weiteres Kernsymptom von CPTSD. Um den schmerzhaften Erinnerungen zu entkommen, meiden viele Betroffene Gedanken, Gefühle oder Orte, die mit dem Trauma in Verbindung stehen. Sie könnten versuchen, sich emotional «abzuschalten», oder alltägliche Aktivitäten vermeiden, die Erinnerungen triggern könnten.

Dieses Verhalten, obwohl es kurzfristig Schutz bietet, schränkt das Leben der Betroffenen erheblich ein. Orte wie öffentliche Verkehrsmittel, bestimmte Strassen oder sogar ganze Stadtviertel können zur No-Go-Zone werden. Die Betroffenen fühlen sich gefangen in einem kleinen, vermeintlich sicheren Raum, was zu sozialer Isolation und einem Verlust an Lebensqualität führen kann.

Hypervigilanz (Überwachsamkeit)

Menschen mit CPTSD sind oft von einer ständigen Hypervigilanz geprägt – einem Zustand der Überwachsamkeit, der sie in ständiger Alarmbereitschaft hält. Sie sind darauf eingestellt, potenzielle Gefahren zu erkennen, selbst in sicheren Umgebungen. Dies führt zu erhöhter Wachsamkeit, Schwierigkeiten, sich zu entspannen, und oft zu Schlafproblemen.

Betroffene berichten, dass sie sich ständig «auf der Hut» fühlen, als ob eine unsichtbare Gefahr jederzeit zuschlagen könnte. Sie beobachten ihre Umgebung akribisch, achten auf jede Kleinigkeit und nehmen harmlose Reize als potenzielle Bedrohung wahr. Diese chronische Anspannung kann zu Erschöpfung und einem allgemeinen Gefühl des Ausgebranntseins führen.

Anhaltendes Bedrohungsgefühl

Ein persistenter Zustand von Angst, Unsicherheit und Stress gehört ebenfalls zu den Kernsymptomen von CPTSD. Wenngleich keine unmittelbare Gefahr besteht, fühlen sich Betroffene oft bedroht oder unsicher. Dieses Gefühl durchzieht ihren Alltag und beeinflusst Entscheidungen, Beziehungen und die Fähigkeit, das Leben zu geniessen.

Das anhaltende Bedrohungsgefühl ist eng mit den anderen Symptomen verknüpft: Die Hypervigilanz verstärkt das Gefühl, ständig in Gefahr zu sein, während Flashbacks und Vermeidung verhindern, dass die Betroffenen ihre Sicherheit in der Gegenwart wahrnehmen können. Dieser Zustand ist nicht nur psychisch belastend, sondern hat auch physische Auswirkungen, da der Körper ständig Stresshormone wie Cortisol ausschüttet.

Ein Kreislauf, der das Leben bestimmt

Die Kernsymptome von CPTSD verstärken sich oft gegenseitig und bilden einen Kreislauf, der es den Betroffenen erschwert, zur Ruhe zu kommen. Das Wiedererleben des Traumas führt zu Vermeidungsverhalten, das wiederum soziale Isolation und den Verlust von Unterstützung nach sich ziehen kann.

Hypervigilanz und das anhaltende Bedrohungsgefühl halten den Körper in einem dauerhaften Stresszustand, was die Heilung zusätzlich erschwert. Eine frühzeitige und präzise Diagnostik ist entscheidend, um diesen Kreislauf zu durchbrechen. Therapieansätze, die auf Traumaverarbeitung und die Wiederherstellung von Sicherheit und Stabilität abzielen, können den Betroffenen helfen, ein Leben jenseits der ständigen Alarmbereitschaft zu führen.

Quellen

  • World Health Organization (WHO), International Classification of Diseases (ICD-11).

  • Van der Kolk, B. (2014). The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma.

  • Herman, J. (1992). Trauma and Recovery: The Aftermath of Violence–From Domestic Abuse to Political Terror.