Zusätzliche Symptome bei CPTSD: Emotionale Dysregulation, ein gestörtes Selbstbild, Beziehungsprobleme, Hypersexualität, Dissoziation und körperliche Beschwerden

Zusätzliche Symptome wie emotionale Dysregulation, ein gestörtes Selbstbild, Probleme in Beziehungen, Hypersexualität, Dissoziation und körperliche Beschwerden prägen das komplexe Krankheitsbild der CPTSD. Diese Symptome verstärken die Belastungen und machen eine umfassende therapeutische Unterstützung unverzichtbar.

Zusätzliche Symptome wie emotionale Dysregulation, ein gestörtes Selbstbild, Probleme in Beziehungen, Hypersexualität, Dissoziation und körperliche Beschwerden prägen das komplexe Krankheitsbild der CPTSD. Illustration: @yuda.aiii

Daniel Frei – Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (CPTSD) geht über die Kernsymptome wie Flashbacks und Vermeidung hinaus. Sie bringt eine Reihe zusätzlicher Symptome mit sich, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Emotionen, das Selbstbild, Beziehungen und die körperliche Gesundheit der Betroffenen haben. Diese Symptome verstärken die Komplexität der Erkrankung und erfordern eine umfassende therapeutische Herangehensweise, um Heilung zu ermöglichen.

Emotionale Dysregulation: Wenn Gefühle ausser Kontrolle geraten

Ein zentrales, zusätzliches Symptom bei CPTSD ist die emotionale Dysregulation. Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu kontrollieren, und pendeln oft zwischen extremen Reaktionen. Kleine Auslöser können übermässige Wut oder tiefe Traurigkeit auslösen, während andere Betroffene sich emotional völlig zurückziehen. Chronische Gefühle wie Scham, Schuld, Trauer oder Leere dominieren den Alltag.

Diese Emotionen entstehen oft als Folge traumatischer Erlebnisse, die das Selbstbild zerstört und das Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Regulierung erschüttert haben. Eine Betroffene beschreibt es so: «Ich habe das Gefühl, dass meine Gefühle mich kontrollieren, nicht umgekehrt.»

Ein gestörtes Selbstbild: Das Gefühl, kaputt zu sein

Ein weiteres häufiges Symptom ist ein negatives Selbstbild, das bei CPTSD tief verwurzelt ist. Betroffene empfinden sich oft als «wertlos» oder «kaputt». Sie haben Schwierigkeiten, ihren eigenen Wert zu erkennen und die eigene Identität zu definieren. Diese Selbstwahrnehmung wird von Gedanken über die eigene Zukunft begleitet, die meist negativ gefärbt sind. Die Hoffnung auf ein erfülltes Leben erscheint unrealistisch, und die Betroffenen fühlen sich gefangen in einem Kreislauf von Selbstzweifeln und Resignation.

Probleme in Beziehungen: Angst vor Nähe und Vertrauen

Menschen mit CPTSD erleben oft erhebliche Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen. Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen, führen häufig zur Angst vor Nähe und Abhängigkeit. Dies kann dazu führen, dass Beziehungen instabil oder konfliktreich sind, da Betroffene sich entweder vollständig zurückziehen oder in sozialen Interaktionen überfordert fühlen.

Die Angst, verletzt oder enttäuscht zu werden, führt oft zu sozialer Isolation, die den Zugang zu unterstützenden Netzwerken erschwert. Eine Therapeutin beschreibt es so: «Betroffene sehnen sich nach Nähe, aber ihre Wunden machen es schwer, sie zuzulassen.»

Hypersexualität: Kontrolle durch Intimität

Bei manchen Betroffenen zeigt sich Hypersexualität als Bewältigungsstrategie. Hierbei handelt es sich um einen übersteigerten Fokus auf sexuelle Aktivität, um emotionale Leere zu füllen oder ein Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen. Dies ist oft verbunden mit Scham und Schuldgefühlen, was die Betroffenen in einem Kreislauf von Selbstverurteilung und dysfunktionalen Beziehungsmustern gefangen hält. Hypersexualität wird dabei selten bewusst eingesetzt, sondern entsteht häufig aus einem Versuch, mit den traumatischen Erfahrungen umzugehen.

Dissoziation: Abspaltung und Entfremdung

Dissoziation ist ein häufiges Symptom bei CPTSD und beschreibt das Gefühl, «neben sich» zu stehen oder vom eigenen Körper und der Realität getrennt zu sein. Betroffene können Schwierigkeiten haben, die Gegenwart klar wahrzunehmen, und erleben oft eine Art emotionale Taubheit. Dieses Symptom tritt oft als Schutzmechanismus auf, um das Trauma psychisch zu bewältigen, macht es jedoch schwer, sich auf das Hier und Jetzt einzulassen. Ein Betroffener schildert: «Es ist, als ob ich mein eigenes Leben aus der Ferne beobachte, ohne wirklich teilzunehmen.»

 

Körperliche Symptome: Der Körper als Spiegel des Traumas

Traumatische Erlebnisse hinterlassen auch physische Spuren, die sich in einer Vielzahl von körperlichen Symptomen äussern können. Dazu gehören:

  • Chronische Schmerzen, die oft keine klare medizinische Ursache haben.

  • Psychosomatische Beschwerden wie Verspannungen, Magenprobleme oder Kopfschmerzen.

  • Schlafprobleme, einschliesslich Schlaflosigkeit und Albträume, die die Erholung erschweren.

Diese Symptome zeigen, wie tief das Trauma den Körper beeinflusst und verdeutlichen die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes in der Therapie.

 

Quellen

  • Van der Kolk, B. (2014). The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma.

  • Herman, J. (1992). Trauma and Recovery: The Aftermath of Violence–From Domestic Abuse to Political Terror.

  • Cloitre, M. et al. (2013). «The International Trauma Questionnaire: Development of a CPTSD Measure».