Fiat im 21. Jahrhundert angekommen: Ein Blick auf «Instant Payments» aus der Perspektive von Bitcoin

Der Countdown läuft: Am 20. August wird in der Schweizer Bankenwelt ein neues Zeitalter eingeläutet. Endlich, nach Jahren der gemächlichen Überweisungen, die schon mal einen ganzen Werktag (und auch mehr) dauern können, bringen die Banken ihre brandneue Errungenschaft auf den Markt: Instant Payment. Mit nur wenigen Klicks können Schweizer Franken nun in Sekundenschnelle von einem Konto aufs andere wandern. Revolution liegt in der Luft! Oder doch nicht?

Daniel Frei – Für Bitcoiner:innen und Altcoiner:innen gleichermassen ist die Ankündigung von Instant Payment so etwas wie die Pointe eines schlechten Witzes oder ein Anlass für einen höflichen, aber müden Applaus. «Willkommen in der Zukunft!» könnten sie sagen, mit der gleichen Begeisterung, mit der man einem Freund gratuliert, der im Jahr 2024 gerade das E-Mail entdeckt hat. Die Wahrheit ist, während sich das traditionelle Finanzsystem für seine neu gewonnene Schnelligkeit selbst auf die Schulter klopft, lacht die Krypto-Welt bereits seit Jahren genüsslich auf dem Weg zur digitalen Bank.

Der «neueste Stand» des Fiat-Geldes

Den Details zufolge wird Instant Payment in der Schweiz Überweisungen ermöglichen – sogar nach Feierabend und am Wochenende. Bahnbrechend, nicht wahr? Aber Moment, es gibt noch mehr. Während Twint, das Schweizer Pendant zu mobilen Bezahlsystemen, seit Jahren «sofortige» Überweisungen anbietet, verspricht das neue System, auch grössere Beträge zu verarbeiten. Twint, mit seiner monatlichen Obergrenze, wirkt im Vergleich zu den CHF 20’000, die bei Instant Payment möglich sind, fast wie ein Spielzeug.

Doch bevor wir die Rimuskorken knallen lassen, halten wir kurz inne, um darüber nachdenken, was «sofort» wirklich bedeutet. Mit Instant Payment kann das hart verdiente Geld fast so schnell von einem Konto zum anderen fliessen, wie man «Bitcoin» sagen kann. Aber nicht zu aufgeregt, denn die wahren Pioniere der sofortigen und sicheren Transaktionen sind längst da und erweitern still und leise die Grenzen dessen, was mit der Blockchain-Technologie möglich ist. Während Bitcoiner:innen weltweit grenzüberschreitende Transaktionen ohne Mittelsmann abschliessen, waren die Banken damit beschäftigt, ihre alten Systeme ein wenig schneller zu machen.

Der Preis der Bequemlichkeit

Natürlich kommt diese neu gewonnene Bequemlichkeit nicht ohne Preis. UBS beispielsweise wird für jede Transaktion satte CHF 5 verlangen. Raiffeisen zeigt sich da etwas grosszügiger und schlägt CHF 2 für Privatkunden vor, aber selbst sie geben zu, dass die Kosten damit nicht gedeckt sind. Es stellt sich heraus, dass es nicht billig ist, Fiat-Geld mit der Geschwindigkeit des modernen Lebens zu bewegen. Wer hätte gedacht, dass es so teuer sein könnte, ein altes System mit ein wenig Klebeband aufzumotzen?

Die Banken versichern uns, dass die Gebühren notwendig sind, weil die «erheblichen Investitionen» in die Aufrüstung ihrer Systeme teuer waren. Wir sollen glauben, dass es sich um ein technisches Meisterwerk handelt, vergleichbar mit dem Start eines Satelliten – dabei haben Bitcoin-Miner seit 2009 Ähnliches geleistet (wenn auch kryptografisch komplexer) und dafür keine Transaktionsgebühren pro Überweisung erhoben.

Das Sicherheitsdilemma

Aber lassen Sie sich von diesen Gebühren nicht entmutigen. Schliesslich ist das Geld bei Instant Payment «sofort weg». Das stimmt – sobald man auf Senden drückt, gibt es kein Zurück mehr. Hier runzeln die Banken die Stirn und warnen uns vor dem erhöhten Betrugsrisiko. Ohne das wertvolle Pufferfenster von ein oder zwei Tagen, in dem Fehler entdeckt werden können, fliegt das Geld förmlich zur Tür hinaus – und viel Glück, es zurückzubekommen.

Um dem entgegenzuwirken, haben die Schweizer Finanzgenies etwas entwickelt, das sich «Verification-of-Payee-Service» nennt – eine weitere Sicherheitsebene, die jedoch bislang nicht implementiert ist. In der Welt der Kryptowährungen, wo jede Transaktion endgültig und auf einem unveränderlichen Ledger aufgezeichnet wird, wurden solche Probleme von Anfang an vorhergesehen und adressiert. Aber wer benötigt schon Blockchain, wenn man sofortige Fiat-Überweisungen hat, oder?

Der «Fortschritt» im Kontext

Setzen wir das Ganze einmal in Perspektive. Die Europäische Union hat seit 2017 eine Version von Instant Payment. Und dennoch machen diese schnellen Überweisungen weniger als 20 % aller Transaktionen aus. Jetzt zieht die Schweiz nach, und es bleibt abzuwarten, wie populär Instant Payment hier werden wird.

Für uns in der Krypto-Szene ist das ironisch. Wir geniessen seit Jahren die Vorteile von sofortigen, kostengünstigen und sicheren Transaktionen, ohne dass wir eine zentrale Instanz oder überhöhte Gebühren benötigen. Wir haben zugesehen, wie das traditionelle Finanzsystem versucht hat, das nachzuahmen, was wir schon lange haben, mit unterschiedlichem Erfolg. Und nun, da sie Instant Payment mit grossem Tamtam einführen, können wir uns ein Lächeln nicht verkneifen.

Die eigentliche Erkenntnis

Letztlich ist die Einführung von Instant Payment in der Schweiz ein Meilenstein – ein Meilenstein, der uns daran erinnert, wie weit das traditionelle Bankensystem wirklich hinterherhinkt. Während sie darum kämpfen, zu implementieren, was die Krypto-Welt längst als selbstverständlich ansieht, werden wir weiter innovieren und die Grenzen dessen, was mit dezentralem Finanzwesen möglich ist, verschieben.

Stossen wir also an – nicht auf Instant Payment, sondern auf die Pioniere der Kryptowährungen, die der Welt gezeigt haben, dass sofortige, sichere Zahlungen schon lange möglich waren, bevor die Banken es herausgefunden haben.

Denn schliesslich ist Nachahmung die aufrichtigste Form der Schmeichelei.