Mediation: eine Einführung in den Konfliktlösungsprozess.

Bei Meinungsverschiedenheiten und Konflikten benötigen wir effektive Mittel zur Konfliktlösung. Flexibilität, Vertraulichkeit, Selbstbestimmtheit: Mediation stellt eine vielversprechende Methode dar. Dieser Artikel dient als Einführung in das Feld der Mediation und erläutert, was sie besonders macht.

Make love not peace

Make Love not Peace. Artist: unbekannt. Fotografie: Daniel Frei

Daniel Frei - Es gibt viele Möglichkeiten, Konflikte zu bewältigen und zu lösen. Dabei setzen nicht alle Ansätze auf Konfrontation und rechtliche Schritte. Eine besonders effektive und menschenzentrierte Methode, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, ist die Mediation. Dieses Verfahren legt Wert auf Verständnis, Kommunikation und gemeinsame Lösungsfindung.


Was ist Mediation?

Mediation ist ein vertrauliches Verfahren, bei dem ein neutraler Dritter, der Mediator, zwei oder mehr Parteien dabei unterstützt, einen Konflikt durch Kommunikation und Verhandlung selbstbestimmt zu lösen.

Was sind die Grundprinzipien der Mediation?

Mediation, als eine Form der alternativen Streitbeilegung, stützt sich auf eine Reihe von Grundprinzipien, die ihren Kern und ihre Wirksamkeit definieren. Diese Prinzipien bilden das Rückgrat des Mediationsprozesses und gewährleisten, dass er konstruktiv, respektvoll und zielführend ist. Hier sind die zentralen Grundprinzipien der Mediation:

  • Freiwilligkeit

    Die Parteien nehmen an der Mediation aus freiem Willen teil. Niemand kann gezwungen werden, sich dem Mediationsprozess zu unterziehen, und jede Partei hat das Recht, ihn jederzeit zu beenden.

  • Neutralität und Unparteilichkeit

    Die Mediator:in muss neutral und unparteiisch sein. Dies bedeutet, dass er oder sie keine Beziehung zu den Parteien hat und keine eigenen Interessen am Ausgang des Konflikts hat. Ihre Hauptaufgabe ist es, den Dialog zu fördern und den Parteien zu helfen, eine eigene Lösung zu finden.

  • Vertraulichkeit

    Was während der Mediation besprochen wird, bleibt vertraulich. Dies ermöglicht es den Parteien, offen zu sprechen, ohne Angst vor späteren Repressalien oder Vorwürfen.

  • Eigenverantwortung der Parteien

    Im Gegensatz zu einem gerichtlichen Verfahren, bei dem eine Richter:in oder Schiedsrichter:in eine Entscheidung trifft, liegt die Verantwortung für das Erreichen einer Einigung bei den Parteien selbst. Der Mediator bietet lediglich Unterstützung und Struktur.

  • Informiertheit

    Die Parteien sollten über alle relevanten Informationen verfügen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Das bedeutet, dass beide Seiten alle notwendigen Fakten und Daten offenlegen sollten.

  • Win-Win-Lösungen

    Im Gegensatz zu einem Wettbewerbsverfahren zielt die Mediation darauf ab, Lösungen zu finden, die beiden Parteien zugutekommen. Es geht darum, Gemeinsamkeiten zu finden und nicht darum, einen Gewinner und einen Verlierer zu ermitteln.

  • Respekt und Verständnis

    Ein zentraler Aspekt der Mediation ist die Schaffung eines Umfelds, in dem die Parteien sich gegenseitig mit Respekt behandeln, auch wenn sie unterschiedliche Meinungen haben. Der Prozess fördert das Zuhören und Verstehen.

Was ist die Rolle der Mediator:in?

Im Gegensatz zu einer Richter:in oder einer Schiedsrichter:in trifft eine Mediator:in keine Entscheidungen für die Streitenden. Die Rolle besteht darin, den Dialog zu fördern, das Verständnis zu erleichtern und den Parteien zu helfen, selbst zu einer Lösung zu kommen.

  • Neutrale:r Vermittler:in

    Zuallererst ist die Mediator:in eine neutrale Dritte, die zwischen den streitenden Parteien vermittelt. Er oder sie hat keine eigenen Interessen am Ausgang des Konflikts und sollte keine vorgefassten Meinungen oder Vorurteile in Bezug auf den Konflikt oder die beteiligten Parteien haben.

  • Förderer des Dialogs

    Ein zentrales Ziel der Mediator:in ist es, den Dialog zwischen den Parteien zu fördern. Dies bedeutet, dass sie sowohl aktives Zuhören als auch effektive Kommunikationstechniken anwendet, um sicherzustellen, dass jede Partei sich gehört und verstanden fühlt.

  • Prozess-Expert:in

    Während die Parteien die eigentlichen Expert:innen für ihr spezifisches Problem sind, ist die Mediator:in die Expert:in für den Prozess. Er oder sie stellt sicher, dass der Mediationsprozess strukturiert und effizient verläuft, indem er Leitlinien und Strukturen vorgibt.

  • Informationsaustausch

    Eine Mediator:in kann die Parteien dazu anleiten, relevante Informationen und Fakten auszutauschen, um sicherzustellen, dass jede Partei über alle notwendigen Informationen verfügt, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

  • Lösungsorientiert

    Die Mediator:in hat den Auftrag, die Parteien dabei zu unterstützen, ihre eigenen Lösungen zu finden. Statt Lösungen vorzuschreiben, stellt die Mediator:in Fragen, bietet Perspektiven und nutzt verschiedene Techniken, um den Parteien zu helfen, gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.

  • Schutz des Vertrauensraums

    Ein wichtiger Aspekt der Mediation ist die Vertraulichkeit. Es liegt in der Verantwortung der Mediator:in, einen sicheren und vertraulichen Raum zu schaffen, in dem die Parteien offen sprechen können, ohne Angst vor späteren Repressalien oder Vorwürfen.

Was sind die Vorteile der Mediation?

  1. Flexibilität: Mediation bietet einen flexibleren Rahmen als der formelle Rechtsweg.

  2. Vertraulichkeit: Gespräche in der Mediation sind in der Regel vertraulich, was den Parteien ermöglicht, offen und ehrlich zu kommunizieren.

  3. Selbstbestimmtheit: Die beteiligten Parteien haben die Kontrolle über den Prozess und das Ergebnis.

Wann ist Mediation angebracht?

Mediation kann in einer Vielzahl von Situationen hilfreich sein, von familiären Auseinandersetzungen bis hin zu geschäftlichen Konflikten. Sie ist besonders nützlich, wenn die Parteien eine fortlaufende Beziehung beibehalten möchten, da sie dazu beiträgt, Beziehungsbrüche zu vermeiden oder zu heilen.

Wie läuft der modelltypische Mediationsprozess ab?

  1. Erstgespräch: Hier werden die Grundlagen für den Mediationsprozess gelegt.

  2. Informationsphase: Beide Parteien legen ihre Sichtweise dar.

  3. Optionen entwickeln: Gemeinsam werden verschiedene Lösungsansätze erarbeitet.

  4. Einigung erzielen: Die Parteien entscheiden sich für die beste Lösung.

  5. Vereinbarung festhalten: Die getroffene Vereinbarung wird schriftlich festgehalten.