Mürren:Bitcoin – Bitcoin, Blockchain & Altcoins: Was steckt dahinter?

Bitcoin spaltet die Meinungen – die einen sehen darin die Zukunft des Geldes, die anderen eine riskante Blase. Doch warum setzen immer mehr Unternehmen, Staaten und Finanzinstitutionen auf die Kryptowährung? Und warum nutzen Menschen Bitcoin als sichere Alternative zu FIAT? Wer verstehen will, warum Bitcoin existiert, muss in die Finanzkrise von 2008 zurückblicken: Ein System, das auf Vertrauen in Banken beruhte, geriet ins Wanken. Bitcoin wurde als dezentrale, fälschungssichere Währung entwickelt, die unabhängig von staatlichen Eingriffen funktionieren soll. Doch wie unterscheidet sich Bitcoin von traditionellem Geld? Welche Rolle spielt die Blockchain? Und was bedeutet das für die Zukunft – auch für lokale Unternehmen und den Tourismus?

Bitcoin: gekommen, um zu bleiben. Schaufenster & Fotografie: Daniel Frei

Bitcoin: gekommen, um zu bleiben. Schaufenster & Fotografie: Daniel Frei

Daniel Frei – Bitcoin, ein Wort, das Begeisterung oder Skepsis auslöst, manchmal beides zugleich. Ist es digitales Gold oder ein gefährliches Spekulationsobjekt? Ein technologischer Meilenstein oder eine Modeerscheinung? Und vor allem: Warum existiert es überhaupt? Viele glauben, Bitcoin sei nur ein Werkzeug für Spekulanten, um schnell reich zu werden, oder gar eine Erfindung für Kriminelle. Aber wenn das stimmen würde, warum beschäftigen sich mittlerweile grosse Unternehmen, Regierungen und Finanzinstitutionen damit? Warum boomt Bitcoin gerade in Ländern mit instabilen Währungen? Um Bitcoin zu verstehen, muss man seinen Ursprung kennen. Die Technologie dahinter wurde nicht als Spielerei entwickelt, sondern als direkte Reaktion auf ein globales Problem.

Warum gibt es Bitcoin überhaupt?

Die Krise, die Bitcoin möglich machte: 2008 brach das globale Finanzsystem zusammen. Banken, die jahrelang mit riskanten Krediten spekuliert hatten, standen plötzlich kurz vor dem Bankrott. Staaten retteten sie mit Milliarden von Steuergeldern – während viele Bürger:innen ihre Ersparnisse verloren. Das Vertrauen in Banken und Regierungen war schwer erschüttert. Genau in dieser Zeit, am 31. Oktober 2008, tauchte plötzlich ein Dokument im Internet auf: das Bitcoin-Whitepaper, geschrieben von einer mysteriösen Person oder Gruppe namens Satoshi Nakamoto.

Die Idee:

  • Ein unabhängiges digitales Geldsystem, das niemand kontrolliert – keine Bank, kein Staat.

  • Ein fälschungssicheres System, das nicht manipuliert werden kann.

  • Weltweit nutzbar, ohne dass eine zentrale Instanz wie Visa oder Mastercard Transaktionen kontrolliert.

Bitcoin sollte eine Alternative zu unserem klassischen Geldsystem sein, das auf Vertrauen in Banken und Zentralbanken basiert.

Wie unterscheidet sich Bitcoin von herkömmlichem Geld (FIAT)?

  1. Dezentral statt zentral: Während Banken Transaktionen zentral verwalten, basiert Bitcoin auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk: Überweisungen finden direkt zwischen den Beteiligten statt – ohne Bank dazwischen.

  2. Keine Bürokratie, keine Öffnungszeiten: Eine Bitcoin-Transaktion funktioniert 24/7, weltweit – ohne Wochenenden, Feiertage oder Bankgenehmigungen.

  3. Feste Geldmenge statt Inflation: Bitcoin ist auf 21 Millionen Einheiten begrenzt – während Zentralbanken unbegrenzt Geld (FIAT) drucken können.

Einfach gesagt: Bitcoin ist digitales Bargeld, das jeder nutzen kann – ohne Erlaubnis einer Bank.

Die Blockchain: Das digitale Kassenbuch

Die Technologie dahinter begreifen: die Blockchain. Ein einfaches Bild: die Dorfkasse. Stellen wir uns eine offene Dorfkasse vor. Jeder im Dorf kann sehen, wie viel Geld hinein- und hinausgeht, aber niemand kann heimlich Geld entnehmen. Diese Transparenz schafft Vertrauen – niemand muss sich auf eine einzelne Person verlassen. Die Blockchain ist genau das: Ein digitales Kassenbuch, das alle Transaktionen speichert – öffentlich, aber fälschungssicher.

Wie funktioniert das technisch?

  1. Rosemarie will Hans 0,01 Bitcoin schicken.

  2. Das Netzwerk prüft, ob Rosemarie genügend Bitcoin hat.

  3. Wenn ja, wird die Transaktion umgehend und eindeutig getätigt und bestätigt und in einen neuen Block eingetragen.

  4. Der neue Block wird an die bestehende Blockchain angehängt – für immer.

Unterschied zum Bankensystem:

  • Die Blockchain ist öffentlich einsehbar, aber anonym.

  • Jede Transaktion bleibt umgehend und für immer gespeichert.

  • Niemand kann im Nachhinein etwas manipulieren oder löschen.

Bitcoin vs. Altcoins: Warum gibt es so viele Kryptowährungen?

Bitcoin war 2009 die erste Kryptowährung. Heute gibt es tausende sogenannte Altcoins, also alle anderen Coins als Bitcoin. Manche wurden entwickelt, um neue Funktionen zu ermöglichen – die meisten entstanden wohl aber einfach nur aus Gier und Habsucht.

Die wichtigsten Unterschiede:

  • Bitcoin: Digitales Gold – sicher, limitiert in der Anzahl und stabiler als die meisten Altcoins.

  • Ethereum: Ermöglicht sogenannte Smart Contracts, also Verträge ohne Mittelsleute.

  • Dogecoin & Co.: Wurden eher aus Spass geschaffen – aber dennoch spekuliert die halbe Welt darauf.

Merksatz: Bitcoin ist das Fundament, viele Altcoins sind nur die Fassade.

Sicherheit geht vor: die 3 goldenen Regeln im Umgang mit Bitcoin

Bitcoin ist sicher – wenn man die grundlegenden Regeln kennt. Die meisten Probleme entstehen nicht durch die Technologie selbst, sondern durch menschliche Fehler oder Betrug.

  1. Verliere nie deinen Private Key: Der Private Key ist dein digitaler Haustürschlüssel. Verlierst du ihn, verlierst du dein Bitcoin-Vermögen – für immer. Tipp: Speichere ihn offline – am besten auf Papier oder einem speziellen Hardware-Wallet.

  2. Misstraue, wer schnellen Reichtum verspricht: „Verdopple deine Bitcoins in 48 Stunden“ – das ist ein Betrug, keine Investition. Tipp: Investiere nur über seriöse Plattformen und informiere dich gut, habe einen ausreichend langen Investitionshorizont, investiere nur, was du im schlimmsten Fall verlieren könntest.

  3. Bewahre deine Bitcoin nicht auf einer Börse: Krypto-Börsen sind praktisch – aber sie werden gehackt. Dein Geld ist dort nicht sicher. Tipp: Nur wer die eigenen Private Keys besitzt, besitzt auch wirklich Bitcoin.

Bitcoin in der Praxis: Warum ist das für Mürren interessant?

Bitcoin ist längst mehr als nur ein globales Spekulationsobjekt. Immer mehr Menschen nutzen es als Investitionsmöglichkeit, Zahlungsmittel, Wertaufbewahrung oder Finanzierungsinstrument. Gerade für eine Tourismusregion wie Mürren, die international vernetzt, aber dennoch lokal geprägt ist, kann die Technologie ganz neue Chancen eröffnen.

Internationale Gäste zahlen direkt mit Bitcoin – ohne Umwege und Gebühren

Wer schon einmal als Tourist:in im Ausland unterwegs war, kennt das Problem: Hohe Wechselgebühren, unvorteilhafte Wechselkurse und Kreditkarten, die nicht überall funktionieren. Besonders in ländlichen Regionen, in denen Bankomaten rar oder nur zu eingeschränkten Zeiten verfügbar sind, kann das Bezahlen zur Herausforderung werden. Und damit haben wir noch gar nicht erst über die Kosten gesprochen, die jede Transaktion verursacht. Mit Bitcoin wäre das deutlich einfacher, verbindlicher und günstiger:

  • Keine Währungsumrechnung nötig: Eine Person aus den USA oder Japan kann direkt in Bitcoin zahlen, ohne eine Wechselstube aufsuchen zu müssen.

  • Geringere Gebühren: Während Kreditkartenzahlungen für Hotels oder Restaurants oft mit 2–5 % Transaktionsgebühren verbunden sind, kostet eine Bitcoin-Lightning-Zahlung fast nichts.

  • Schnelle und unkomplizierte Abwicklung: Die Zahlung erfolgt innerhalb von Sekunden, direkt vom Handy des Gastes auf die Wallet des Hotels oder Restaurants.

Einige grosse Hotelketten und Reiseanbieterinnen akzeptieren bereits Bitcoin – warum sollte ein Familien- oder Boutique-Hotel in Mürren oder ein Restaurant oder ein Ladengeschäft nicht davon profitieren? Gerade für ein Dorf, das Gäste aus aller Welt anzieht, ist Bitcoin-Akzeptanz ein spannendes Alleinstellungs- und Kommunikationsmerkmal.

Kunst, Sport und Kultur – neue Finanzierungswege mit NFTs und Token

Nicht nur in der Hotellerie oder Gastronomie kann Bitcoin und Blockchain eine Rolle spielen. Auch für Künstler:innen, Sportler:innen und Kulturschaffende eröffnet sich ein gänzlich neuer Zugang zu Fans und Unterstützenden.

NFTs: Digitale Werke mit echtem Besitznachweis

Traditionell sind Künstler:innen oft auf Galerien, Agenturen oder Verlage angewiesen, um ihre Werke zu verkaufen. Mit NFTs (Non-Fungible Tokens) können sie ihre Kunst direkt an Sammler:innen oder Fans verkaufen, ohne Zwischenhandel. Ein:e Musiker:in könnte einen limitierten NFT-Song veröffentlichen, ein:e Maler:in eine digitale Version der Bilder, ein:e Schriftsteller:in ein unveröffentlichtes Manuskript als Sammlerstück.

Das bringt mehrere Vorteile:

  • Direkte Vergütung ohne Vermittlung – Künstler:innen verdienen mehr, weil keine Provisionen an Plattformen oder Agenturen abgeführt werden müssen.

  • Wertsteigerung durch Seltenheit – Ein digitales Kunstwerk kann in limitierter Anzahl herausgegeben werden, ähnlich wie eine nummerierte Kunstdruck-Edition.

  • Automatische Tantiemen – Durch Smart Contracts können Kunstschaffende festlegen, dass sie bei jedem Weiterverkauf eines NFTs automatisch einen kleinen Anteil erhalten.

Sportler:innen und Vereine: Die Fan-Base stärken und neue Mittel beschaffen

Sportvereine und Athlet:innen stehen oft vor einer Herausforderung: Wie finanziert man sich abseits von Sponsorenverträgen und Mitgliedsbeiträgen? Hier kann die Blockchain-Technologie neue Wege eröffnen:

  • Tokenisierung von Fan-Erlebnissen: Fans könnten durch digitale Vereins-Token besondere Erlebnisse erwerben, etwa exklusive Meet-and-Greets mit Athlet:innen, Trainingsvideos oder limitierte digitale Sammlerstücke wie virtuelle Trikots oder signierte Fotos als NFTs.

  • Crowdfunding über Bitcoin oder Altcoins: Wer eine neue Sportanlage, ein Vereinsheim oder Equipment finanzieren möchte, könnte über Blockchain-basierte Crowdfunding-Kampagnen Unterstützer:innen weltweit gewinnen – ganz ohne klassische Banken oder Spendenplattformen.

  • Dauerhafte Einnahmen durch Smart Contracts: Vereine könnten Mitgliedsbeiträge über smarte Verträge automatisiert einziehen, Ticketverkäufe organisieren oder spezielle NFT-Sammelkarten für Fans herausgeben.

Gemeinnützige Vereine und lokale Projekte: Blockchain als Finanzierungsmodell

Viele Vereine kämpfen damit, ihre Projekte langfristig zu finanzieren. Spenden sind oft unsicher, Mitgliedsbeiträge decken selten alle Kosten, und Fördergelder sind bürokratisch kompliziert. Blockchain-Technologien könnten hier helfen, neue Finanzierungsmodelle zu schaffen.

  • Spenden mit voller Transparenz: Wenn ein Verein Spenden in Bitcoin oder einer anderen Kryptowährung annimmt, kann jede Transaktion öffentlich in der Blockchain verfolgt werden. Keine versteckten Gebühren, keine Mittelverschwendung – alle Unterstützer:innen können sehen, wohin das Geld geht.

  • Token als alternative Finanzierungsquelle: Ein lokaler Verein könnte eine eigene digitale Währung herausgeben, die Mitglieder als Zahlungsmittel für Vereinsaktivitäten nutzen können – z. B. für Kurse, Events oder Vereinskleidung.

  • Langfristige Förderung durch Krypto-Staking: Statt Gelder auf einem Bankkonto mit 0 % Zinsen liegenzulassen, könnten Vereine Kryptowährungen nutzen, um durch Staking oder Zinsen passives Einkommen zu generieren.

Wann – und nicht ob – Bitcoin eine Rolle spielen wird

Bitcoin ist keine Modeerscheinung – es ist eine Technologie, die gekommen ist, um zu bleiben. Während viele noch diskutieren, ob Bitcoin überhaupt sinnvoll ist, setzen Tourismusbetriebe, Künstler:innen, Sportvereine und lokale Gemeinschaften weltweit bereits innovative Projekte um. Die Frage ist also nicht mehr, ob Bitcoin genutzt wird, sondern wann es sich für Mürren und ähnliche Regionen lohnt, die ersten Schritte zu gehen.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Image gegenüber und unkomplizierte Zahlungen von internationalen Gästen

  • Neue digitale Geschäftsmodelle für Kunst & Sport

  • Nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten für Vereine & Projekte

Ob es ein Bitcoin-freundliches Restaurant in Mürren, ein NFT-Kunstprojekt mit Bildern der Region oder ein Blockchain-basiertes Crowdfunding für ein Sportevent sein wird – die Möglichkeiten sind da. Jetzt braucht es nur Menschen, die sie nutzen.

Ausblick Bitcoin für KMU & Tourismus im Hotel Eiger: Was erwartet uns am nächsten Anlass?

Neugierig geworden? Im nächsten Teil der Veranstaltungsreihe schauen wir uns noch konkreter an, wie Bitcoin im Alltag genutzt werden kann – speziell für Mürrens KMU und Tourismus.

Bitcoin für KMU & Tourismus

12. März 2025, 10 Uhr, Hotel Eiger, Mürren

  • Wie können lokale Betriebe Bitcoin als Zahlungsmittel anbieten und warum sollten sie: Was bringt’s?

  • Praxisbeispiele und einfache Anleitungen für Unternehmen.

  • Diskussion

Auf die gemeinsame Gestaltung der digitalen Zukunft Mürrens und auf bald im Hotel Eiger.