Selbstakzeptanz, Selbstbestimmung und Empowerment: Wege zur Heilung und Behandlung von CPTSD

Selbstakzeptanz, Selbstbestimmung und Empowerment sind entscheidende Schritte auf dem Weg zur Heilung von CPTSD. Sie helfen, die Vergangenheit zu akzeptieren, die Kontrolle über das Leben zurückzugewinnen und neue Lebensperspektiven zu entwickeln.

Selbstakzeptanz, Selbstbestimmung und Empowerment sind zentrale Elemente auf dem Weg zur Heilung von CPTSD. Illustration: @yuda.aiii

Selbstakzeptanz, Selbstbestimmung und Empowerment sind zentrale Elemente auf dem Weg zur Heilung von CPTSD. Illustration: @yuda.aiii

Daniel Frei – Selbstakzeptanz, Selbstbestimmung und Empowerment sind zentrale Elemente auf dem Weg zur Heilung von CPTSD. Sie helfen, die Kontrolle über das Leben zurückzugewinnen und eine positive Beziehung zu sich selbst aufzubauen. Diese Ansätze fördern nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern auch die Fähigkeit, neue Lebensziele zu setzen und mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.

Selbstakzeptanz: Den Schmerz anerkennen und sich selbst annehmen

Ein wichtiger Schritt in der Heilung von CPTSD ist die Entwicklung von Selbstakzeptanz. Viele Betroffene kämpfen mit negativen Selbstbildern, Scham und Schuldgefühlen, die sie davon abhalten, sich selbst als wertvoll zu betrachten. Selbstakzeptanz bedeutet nicht, das Erlebte gutzuheissen, sondern es als Teil der eigenen Geschichte anzuerkennen und sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen.

Praktische Schritte, um Selbstakzeptanz zu fördern:

  • Achtsamkeit: Übungen wie Meditation und Journaling helfen dabei, negative Gedanken zu erkennen und anzunehmen, ohne sie zu bewerten.

  • Therapeutische Unterstützung: Traumatherapien wie EMDR und Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) bieten Werkzeuge, um das Selbstbild zu stärken.

  • Positives Selbstgespräch: Betroffene lernen, sich selbst zu ermutigen und sich freundlich zu behandeln, anstatt sich zu kritisieren.

Dr. Bessel van der Kolk dazu: «Selbstakzeptanz ist der Schlüssel, um aus der Opferrolle herauszutreten und sich auf Heilung einzulassen.»

Selbstbestimmung: Die Kontrolle zurückgewinnen

Menschen mit CPTSD fühlen sich oft von ihren Symptomen überwältigt und machtlos. Die Förderung von Selbstbestimmung hilft ihnen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen und aktiv an ihrer Genesung zu arbeiten.

Selbstbestimmung umfasst:

  • Aktive Mitgestaltung der Therapie: Betroffene sollten in den Behandlungsprozess einbezogen werden und gemeinsam mit ihren Therapeut:innen entscheiden, welche Methoden für sie geeignet sind.

  • Setzen realistischer Ziele: Kleine, erreichbare Schritte können das Gefühl von Kontrolle und Fortschritt stärken.

  • Wiederentdeckung eigener Fähigkeiten: Hobbys, Sport oder kreatives Schaffen helfen, ein positives Selbstbild zu entwickeln und sich unabhängig von der eigenen Erkrankung wahrzunehmen.

Selbstbestimmung gibt Betroffenen das Gefühl, nicht nur Opfer ihrer Umstände zu sein, sondern aktive Gestalter:innen ihres Lebens.

Empowerment: Die eigene Stärke entdecken

Empowerment bedeutet, innere Stärke zu entwickeln und die Fähigkeit, sich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen. Dieser Prozess ist oft sehr herausfordernd, aber essenziell für die langfristige Heilung. Empowerment hilft Betroffenen, ihre Erlebnisse zu integrieren und neue Lebensperspektiven zu entwickeln.

Zentrale Aspekte von Empowerment:

  • Selbstwirksamkeit stärken: Durch positive Erfahrungen, bei denen Betroffene ihre eigenen Fähigkeiten erfolgreich einsetzen, wächst das Vertrauen in die eigene Stärke.

  • Soziale Unterstützung nutzen: Austausch mit Selbsthilfegruppen oder Peer-Support-Communitys zeigt Betroffenen, dass sie nicht allein sind.

  • Neue Werte und Ziele entwickeln: Empowerment bedeutet auch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und eine Zukunft zu schaffen, die auf den eigenen Wünschen basiert. 

Therapeutische Ansätze, die Empowerment fördern, wie die bindungsorientierte Therapie oder Narrative Therapie, helfen Betroffenen, ihre Geschichte neu zu erzählen und sich selbst als Überlebende:r statt als Opfer wahrzunehmen.

 

Zusammenwirken der drei Elemente

Selbstakzeptanz, Selbstbestimmung und Empowerment sind keine isolierten Prozesse, sondern greifen ineinander. Selbstakzeptanz bildet die Grundlage, um die eigene Geschichte anzunehmen. Selbstbestimmung gibt Betroffenen die Werkzeuge, um aktiv an ihrer Genesung zu arbeiten, und Empowerment ermöglicht es, die eigenen Stärken zu erkennen und eine neue Lebensperspektive zu entwickeln.

Dieser Dreiklang schafft einen Weg, der nicht nur zur Heilung, sondern auch zu einem erfüllten und selbstbestimmten Leben führen kann. Wie eine Betroffene beschreibt: «Ich habe gelernt, dass ich nicht nur überleben, sondern auch wieder leben kann.»

Quellen

  • Van der Kolk, B. (2014). The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma.

  • Herman, J. (1992). Trauma and Recovery: The Aftermath of Violence–From Domestic Abuse to Political Terror.

  • Cloitre, M. et al. (2013). «The International Trauma Questionnaire: Development of a CPTSD Measure».