Welche langfristigen Auswirkungen hat unbehandeltes CPTSD auf Körper und Psyche?

Unbehandeltes CPTSD hat oft schwerwiegende langfristige Folgen für Körper und Psyche. Von Depressionen und Angststörungen hin zu chronischen Schmerzen und Autoimmunerkrankungen – die Auswirkungen sind vielfältig und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich.

Unbehandeltes CPTSD kann weitreichende und lang anhaltende Folgen für Körper und Psyche haben. Illustration: @yuda.aiii

Daniel Frei – Unbehandeltes CPTSD kann weitreichende und lang anhaltende Folgen für Körper und Psyche haben. Neben einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Suchtprobleme zeigen sich oft auch chronische Schmerzen, Autoimmunerkrankungen und andere physische Beschwerden. Diese langfristigen Auswirkungen unterstreichen die Dringlichkeit einer frühzeitigen Diagnostik und umfassenden Behandlung.

Psychische Langzeitfolgen: Wenn die Seele leidet

Unbehandeltes CPTSD führt häufig zu einer Verschlimmerung der psychischen Symptome und erhöht das Risiko für zusätzliche psychische Erkrankungen. Dazu gehören:

  • Depressionen: Chronische Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und ein Mangel an Energie prägen das Leben vieler Betroffener.

  • Angststörungen: Dauerhafte Überängstlichkeit, Panikattacken oder generalisierte Angstzustände sind häufige Begleiterscheinungen.

  • Suchtprobleme: Viele Menschen mit unbehandeltem CPTSD entwickeln eine Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten, um ihre emotionalen Schmerzen zu lindern.

  • Dissoziative Störungen: Unbehandeltes Trauma kann zu einem stärkeren Gefühl der Abspaltung führen, was die Wahrnehmung der Realität und des Selbst zusätzlich beeinträchtigt.

Diese psychischen Belastungen verstärken sich oft gegenseitig und führen zu einem Kreislauf, der es Betroffenen erschwert, den Weg aus ihrer Erkrankung zu finden.

Körperliche Langzeitfolgen: Wenn der Körper mit leidet

CPTSD hinterlässt auch physische Spuren, da chronischer Stress und Hypervigilanz den Körper dauerhaft belasten. Typische physische Auswirkungen sind:

  • Chronische Schmerzen: Dazu gehören Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen, die oft keine klare medizinische Ursache haben.

  • Autoimmunerkrankungen: Langanhaltender Stress und eine Überaktivierung des Immunsystems können das Risiko für Erkrankungen wie Rheuma, Lupus oder entzündliche Darmerkrankungen erhöhen.

  • Herz-Kreislauf-Probleme: Menschen mit unbehandeltem CPTSD haben ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkte und andere kardiovaskuläre Erkrankungen.

  • Stressbedingte Beschwerden: Zu den häufigsten zählen Magen-Darm-Probleme, Migräne und Erschöpfungssyndrome.

Diese körperlichen Beschwerden sind oft eng mit den psychischen Belastungen verknüpft und verstärken den Leidensdruck der Betroffenen zusätzlich.

Langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität

Neben den direkten Folgen für Körper und Psyche beeinträchtigt unbehandeltes CPTSD auch die allgemeine Lebensqualität:

  • Soziale Isolation: Das Unvermögen, gesunde Beziehungen aufzubauen, führt oft zu Einsamkeit und einem Mangel an unterstützenden Netzwerken.

  • Berufliche Einschränkungen: Chronische Symptome wie Konzentrationsprobleme oder emotionale Dysregulation machen es schwierig, langfristig im Arbeitsleben zu bestehen.

  • Verlust der Lebensfreude: Viele Betroffene berichten, dass sie das Gefühl haben, «nur zu überleben» statt wirklich zu leben.

Diese langfristigen Auswirkungen verstärken die Unsichtbarkeit der Erkrankung und erschweren es den Betroffenen, Hilfe zu suchen.

Warum frühzeitige Behandlung entscheidend ist

Die langfristigen Auswirkungen von unbehandeltem CPTSD verdeutlichen, wie tiefgreifend diese Erkrankung Körper und Psyche beeinflussen kann. Doch es gibt Hoffnung: Mit einer frühzeitigen Diagnostik und gezielten Therapieansätzen können viele dieser Folgen verhindert oder gelindert werden. Dr. Bessel van der Kolk, ein führender Experte für Trauma, betont: «Das Verständnis für die körperlichen und psychischen Auswirkungen von Trauma ist der Schlüssel, um Betroffenen effektive Hilfe zu bieten.»

Frühzeitige Interventionen, die sowohl die emotionalen als auch die körperlichen Aspekte von CPTSD adressieren, ermöglichen es Betroffenen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen und langfristige Gesundheit und Lebensfreude zu fördern.

Quellen

  • Van der Kolk, B. (2014). The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma.

  • Yehuda, R. (2002). «Post-traumatic stress disorder». New England Journal of Medicine.

  • Herman, J. (1992). Trauma and Recovery: The Aftermath of Violence–From Domestic Abuse to Political Terror.