Bitcoin: das erfolgreichste Fintech-Startup aller Zeiten?

Der Bitcoin, die erste und bekannteste digitale Währung, hat seit seiner Einführung im Jahr 2009 die Finanzwelt (r)evolutioniert und eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von über 500 Milliarden US-Dollar steht er an der Spitze des globalen Kryptowährungsmarktes. Doch trotz dieser enormen finanziellen Bedeutung hinkt Bitcoin als alltägliches Zahlungsmittel hinter klassischen Fintech-Giganten wie PayPal und Stripe noch her, deren Dienstleistungen tief in den globalen Zahlungsverkehr integriert sind. Der Vergleich zeigt: Erfolg hat viele Gesichter, und Bitcoin verfolgt als radikale Neuerfindung des Geldes ganz eigene Prioritäten.

Bitcoin: das erfolgreichste Fintech-Startup aller Zeiten? Fotografie: Daniel Frei

Daniel Frei – Der Bitcoin, die erste und bekannteste digitale Währung, hat seit seiner Einführung im Jahr 2009 eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von über 500 Milliarden US-Dollar (Stand: August 2024) ist Bitcoin zweifelsfrei eine bedeutende Erfolgsgeschichte in der globalen Finanzwelt. Zum Vergleich: PayPal, eines der erfolgreichsten traditionellen Fintech-Unternehmen, weist eine Marktkapitalisierung von etwa 80 Milliarden US-Dollar auf. Stripe, ein weiteres Schwergewicht im Fintech-Bereich, wurde in einer der letzten Finanzierungsrunden mit etwa 50 Milliarden US-Dollar bewertet. Diese Zahlen unterstreichen die aussergewöhnliche finanzielle Bedeutung von Bitcoin im Vergleich zu anderen Fintech-Unternehmen.

Der Einfluss auf die Finanzwelt

Bitcoin hat weit mehr bewirkt als nur den Anstieg seines eigenen Werts. Er hat den Weg für eine vollkommen neue Branche geebnet: die Welt der Blockchain-Technologie und der Kryptowährungen. Mittlerweile gibt es derer über 20’000, einige wenige mit einem echten Use Case, viele wohl reine Pump-and-dump-Schemes, die zusammen eine Marktkapitalisierung von etwa 1,2 Billionen Dollar (Stand: August 2024) erreichen. Bitcoin selbst macht davon etwa 40 % aus und bleibt die dominierende Kraft in diesem Bereich. Der Einfluss, den Bitcoin auf diese Entwicklungen hat, ist nicht zu leugnen. Viele sehen Bitcoin als den Katalysator, der eine Welle von Innovationen und neuen Geschäftsmodellen ausgelöst hat, die die Finanzwelt nachhaltig verändern könnten.

Die Realität der Nutzung

Trotz des enormen Einflusses und der hohen Marktkapitalisierung hat Bitcoin aber als Zahlungsmittel im Alltag noch keine breite Akzeptanz gefunden. Im Vergleich dazu hat PayPal im Jahr 2023 über 22 Milliarden Transaktionen abgewickelt, mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1,4 Billionen Dollar. Stripe verarbeitete im selben Jahr Zahlungen im Wert von über 640 Milliarden Dollar. Diese Zahlen zeigen, wie tiefgreifend andere Fintech-Unternehmen im globalen Zahlungsverkehr integriert sind.

Zwar gibt es einige Unternehmen, die Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, und in einigen Ländern, wie El Salvador, wurde Bitcoin sogar als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Doch die Realität sieht so aus, dass die meisten Menschen Bitcoin eher als spekulatives Anlageinstrument oder als «digitales Gold» betrachten und weniger als praktisches Zahlungsmittel für den täglichen Gebrauch. Die tägliche Transaktionszahl von Bitcoin liegt bei etwa 350.000 Transaktionen, was im Vergleich zu den Milliarden von Transaktionen bei PayPal und Stripe relativ gering ist.

Vergleich mit anderen Fintech-Giganten …

Wenn man Bitcoin mit anderen grossen Fintech-Unternehmen vergleicht, wird klar, dass Erfolg auf unterschiedliche Weise gemessen werden kann. PayPal hat über 400 Millionen aktive Nutzer:innen und wickelt täglich Millionen von Transaktionen ab. Die Zahl der aktiven Bitcoin-Nutzer:innen liegt bei geschätzten 100 bis 150 Millionen weltweit, wobei die Mehrheit dieser Bitcoin eher als Anlageobjekt hält. Stripe, ein weiteres Fintech-Startup, hat sich als Rückgrat vieler Online-Zahlungen etabliert und wird von Millionen von Unternehmen weltweit genutzt. Diese Unternehmen haben nicht nur eine hohe Marktkapitalisierung, sondern auch eine tiefgreifende Integration in die tägliche Finanzwelt erreicht. In dieser Hinsicht könnte man argumentieren, dass ihre Erfolge auf eine andere Weise genauso bedeutsam sind wie die von Bitcoin.

Äpfel mit Birnen oder warum der Vergleich mit anderen Fintech-Startups hinkt

Ich bin mir dessen bewusst: Der Vergleich von Bitcoin mit klassischen Fintech-Startups wie PayPal oder Stripe hinkt, weil die zugrunde liegenden Geschäftsmodelle und Ziele fundamental unterschiedlich sind.

Fintech-Unternehmen wie PayPal und Stripe haben sich darauf spezialisiert, bestehende Finanzinfrastrukturen zu optimieren und den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu erleichtern, indem sie Zahlungsprozesse effizienter, schneller und für die breite Masse zugänglicher machen. Ihre Erfolge messen sich primär an der Anzahl der Transaktionen, der Nutzerbasis und der Integration in bestehende Finanzsysteme.

Bitcoin hingegen ist nicht einfach eine weitere Fintech-Anwendung; es ist eine radikale Neuerfindung des Geldes selbst. Als dezentrales, zensurresistentes und nicht staatliches Währungssystem verfolgt Bitcoin das Ziel, eine Alternative zum traditionellen Finanzsystem zu bieten, das von zentralisierten Institutionen kontrolliert wird.

Seine Erfolgskriterien liegen weniger in der Transaktionszahl oder der alltäglichen Nutzung, sondern vielmehr in seiner Fähigkeit, als unabhängiges, fälschungssicheres Wertaufbewahrungsmittel zu fungieren und als Grundlage für eine neue Art von Finanzinfrastruktur zu dienen. Daher ist es schwierig, Bitcoin nach denselben Massstäben zu bewerten wie klassische Fintech-Startups, da es eine gänzlich andere Rolle in der Finanzwelt spielt und andere Prioritäten verfolgt.

Erfolg hat viele Gesichter

Bitcoin hat die Finanzwelt ohne Frage (r)evolutioniert und eine neue Ära eingeleitet. Als Pionier der Blockchain-Technologie für unzählige Altcoins hat er einen riesigen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir über Geld und Finanzen denken.

Ob Bitcoin das erfolgreichste Fintech-Startup aller Zeiten ist, hängt davon ab, wie man Erfolg definiert. Während es in Bezug auf Wertsteigerung und Innovation unbestreitbar führend ist, bleibt es in der breiten Nutzung hinter anderen Fintech-Giganten zurück.

Bitcoin bleibt ein beispielloses Phänomen in der Geschichte der Finanztechnologie, doch im Vergleich zu etablierten Fintech-Unternehmen wie PayPal und Stripe zeigt sich, dass Erfolg nicht nur durch Marktkapitalisierung, sondern auch durch die reale Nutzung und Integration in den Alltag gemessen werden sollte.