Alternative Ansätze zur Unterstützung bei CPTSD: Achtsamkeit, Meditation, Spiritualität, Kreativität und Humor

Wie können Menschen mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung (CPTSD) mehr innere Ruhe und Resilienz finden? Neben klassischen Therapien bieten alternative Ansätze wie Achtsamkeit, Meditation, spirituelle Rituale sowie Humor und kreative Ausdrucksformen wertvolle Unterstützung. Sie helfen, Belastungen zu verarbeiten, Sinn zu finden und Momente der Freude zu schaffen – kleine, aber kraftvolle Schritte auf dem Weg zu einem erfüllteren Leben.

Neben klassischen Therapien bieten alternative Ansätze wie Achtsamkeit, Meditation, spirituelle Rituale sowie Humor und kreative Ausdrucksformen wertvolle Unterstützung. Illustration: @yuda.aiii

Daniel Frei – Menschen mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung (CPTSD) stehen oft vor der Herausforderung, mit intensiven Gefühlen, Erinnerungen und Überlebensmustern zu leben. Neben klassischen therapeutischen Ansätzen können alternative Methoden wie Achtsamkeit, Meditation, spirituelle Praktiken sowie Humor und Kreativität wertvolle Ergänzungen bieten. Diese Ansätze fördern nicht nur innere Ruhe und Resilienz, sondern ermöglichen es Betroffenen, ihren Heilungsprozess aktiv und individuell zu gestalten.

 

Achtsamkeit: Präsenz im Hier und Jetzt

Achtsamkeit ist eine jahrhundertealte Praxis, die uns hilft, bewusst im Moment zu verweilen, ohne zu urteilen. Für Menschen mit CPTSD, deren Geist oft zwischen Vergangenheit und Zukunft gefangen ist, kann dies eine befreiende Erfahrung sein.

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Spüren Sie, wie die Luft durch Ihre Nase strömt und Ihr Bauch sich hebt und senkt. Diese kurzen Momente der Präsenz beruhigen das Nervensystem und schaffen Raum zwischen Reiz und Reaktion.

Viele Betroffene berichten, dass Achtsamkeit ihnen hilft, Trigger besser zu bewältigen und bewusster zu entscheiden, wie sie reagieren möchten.

Meditation: Ein innerer Rückzugsort

Meditation vertieft die Achtsamkeit und ermöglicht es, einen sicheren Raum in sich selbst zu schaffen. Besonders bei CPTSD, wo sich Sicherheit in der Aussenwelt oft schwer finden lässt, kann dies ein entscheidender Schritt sein.

Geführte Meditationen, die sich auf Selbstmitgefühl oder Entspannung konzentrieren, sind besonders hilfreich. Auch kurze tägliche Übungen wie die Body-Scan-Meditation können emotionale Überwältigung reduzieren.

 Schon fünf Minuten täglich können das Gefühl von Kontrolle stärken und einen Anker in stürmischen Zeiten bieten.

Spirituelle Praktiken: Sinn und Verbindung finden

Viele Menschen, die mit Traumata kämpfen, suchen nach einem tieferen Sinn im Leben. Spirituelle Praktiken können dabei helfen, Antworten zu finden und eine Verbindung zu sich selbst oder einer grösseren Kraft herzustellen.

Zeit in der Natur, Rituale wie das Zünden einer Kerze oder das Schreiben von Dankbarkeitslisten fördern Reflexion und Trost.

Das Finden eines persönlichen “Warum” – sei es durch Religion, Philosophie oder Spiritualität – kann eine tragende Säule im Heilungsprozess sein, wie Viktor Frankl schrieb: “Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.”

 

Humor: Die heilende Kraft des Lachens

Lachen wirkt wie ein biologisches Gegengewicht zu Stress. Es setzt Endorphine frei, beruhigt das Nervensystem und schafft Momente der Erleichterung.

Humor kann subtil sein, wie das Bild eines nervösen Vogels, der die eigene Angst darstellt. Solche Gedanken helfen, belastende Gefühle auf Abstand zu halten.

Lachen ermöglicht es, schwierige Situationen aus einer neuen Perspektive zu betrachten und stärkt die Resilienz.

Kreativität: Ausdruck und Heilung

Kreative Tätigkeiten wie Malen, Schreiben, Musizieren oder Tanzen bieten eine nonverbale Möglichkeit, Gefühle zu verarbeiten, die oft schwer in Worte zu fassen sind.

Das Führen eines Tagebuchs oder kreatives Schreiben können helfen, Kontrolle über die eigene Geschichte zurückzugewinnen. Malen und Zeichnen schaffen einen Raum, in dem Emotionen verarbeitet und gelöst werden können.

Kreative Workshops oder Gruppen, die Humor und Kunst integrieren, fördern zusätzlich ein Gefühl von Zugehörigkeit und stärken die Heilung.

 

Herausforderungen und Anpassung

Alternative Ansätze sind nicht universell und müssen individuell angepasst werden. Manche Betroffene empfinden Achtsamkeit oder Meditation zunächst als schwierig, da sie das Gefühl haben, in ihrem eigenen Kopf gefangen zu sein. Hier sind kleine, machbare Schritte entscheidend. 

Humor und Kreativität können ungewohnt sein, aber es geht nicht um Perfektion. Schon kleine Schritte – wie das Kritzeln auf einem Blatt Papier oder das Suchen nach einer humorvollen Serie – können grosse Wirkung haben.

Integration alternativer Ansätze

Wichtig ist, diese Ansätze nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur klassischen Therapie zu betrachten. Sie bieten Werkzeuge, um den Alltag besser zu bewältigen und den Heilungsprozess aktiv zu gestalten.

Eine Betroffene beschreibt: “Achtsamkeit gibt mir Momente der Ruhe, die ich sonst nicht hätte. Und manchmal reicht ein Moment der Ruhe, um den Tag zu überstehen.”

 

Ein holistischer Ansatz zur Heilung

Achtsamkeit, Meditation, spirituelle Praktiken, Humor und Kreativität sind kraftvolle Mittel, um mit den Herausforderungen von CPTSD umzugehen. Sie fördern nicht nur innere Stabilität und Resilienz, sondern helfen, Freude, Sinn und Verbindung im Leben wiederzuentdecken. Diese Ansätze bieten eine Erinnerung daran, dass Heilung nicht nur Überleben bedeutet, sondern auch das Wiedererlangen von Lebensfreude.

Quellen

  • Kabat-Zinn, J. (1990). Full Catastrophe Living.

  • Van der Kolk, B. (2014). The Body Keeps the Score.

  • Frankl, V. (1946). Man’s Search for Meaning.

  • McGhee, P. E. (2010). Humor as Survival Training for a Stressed-Out World.

  • Malchiodi, C. (2007). The Art Therapy Sourcebook.