Welche Rolle spielen körperorientierte Therapien im Heilungsprozess von CPTSD?
Körperorientierte Therapien wie Somatic Experiencing, Yoga, Atemübungen und Sport sind Schlüsselkomponenten im Heilungsprozess von CPTSD. Diese Ansätze helfen, traumatische Spannungen zu lösen, das Nervensystem zu beruhigen und ein Gefühl von Sicherheit im eigenen Körper wiederherzustellen.
Daniel Frei – Körperorientierte Therapien wie Somatic Experiencing, Yoga, Atemübungen und Sport spielen eine zentrale Rolle im Heilungsprozess von CPTSD. Sie helfen, traumatische Erfahrungen, die tief im Körper gespeichert sind, aufzulösen und die Verbindung zwischen Körper und Geist zu stärken. Diese Ansätze fördern nicht nur die emotionale Stabilität, sondern auch die Fähigkeit, Stress zu regulieren und ein Gefühl von Sicherheit im eigenen Körper wiederherzustellen.
Warum körperorientierte Therapien bei CPTSD so wichtig sind
Traumatische Erlebnisse hinterlassen nicht nur emotionale, sondern auch körperliche Spuren. Der Körper speichert die Erfahrungen in Form von Anspannung, Schmerz oder dysfunktionalen Mustern. Körperorientierte Therapien setzen genau hier an, indem sie helfen, diese Blockaden zu lösen und die Selbstregulation des Nervensystems zu fördern. Wie Dr. Bessel van der Kolk betont: «Trauma ist nicht nur in der Erinnerung gespeichert, sondern im Körper selbst. Heilung beginnt, wenn wir lernen, uns wieder sicher in unserem Körper zu fühlen.»
Somatic Experiencing: Traumata auf körperlicher Ebene lösen
Somatic Experiencing (SE), entwickelt von Dr. Peter Levine, ist eine Methode, die darauf abzielt, traumatische Energien, die im Körper gespeichert sind, freizusetzen. Durch sanfte Übungen lernen Betroffene:
Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen.
Traumatische Energien schrittweise abzubauen, ohne überwältigt zu werden.
Das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
SE ist besonders wirksam, da es den Betroffenen hilft, nicht in die traumatischen Erinnerungen einzutauchen, sondern diese sicher zu verarbeiten.
Atemübungen: Die Kraft des Atems nutzen
Atemtechniken bieten eine einfache, aber effektive Möglichkeit, Stress und Hypervigilanz zu reduzieren. Methoden wie die Bauchatmung oder die Wechselatmung (Nadi Shodhana) helfen, das autonome Nervensystem zu regulieren und den Körper in einen Zustand der Ruhe zu versetzen. Studien zeigen, dass regelmässiges Atemtraining:
Die Herzfrequenzvariabilität verbessert, ein Zeichen für ein gesundes Nervensystem.
Die Stresshormone Cortisol und Adrenalin senken.
Emotionale Stabilität fördert.
Atemübungen sind eine leicht zugängliche Methode, die Betroffene auch ausserhalb der Therapie anwenden können.
Yoga: Verbindung von Körper, Geist und Seele
Traumafokussiertes Yoga ist eine spezielle Form des Yoga, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Traumata abgestimmt ist. Es kombiniert sanfte Bewegungen, Atemübungen und Achtsamkeit, um Betroffenen zu helfen, sich sicher in ihrem Körper zu fühlen. Vorteile von Yoga bei CPTSD:
Förderung der Körperwahrnehmung: Betroffene lernen, ihren Körper wieder als Verbündeten wahrzunehmen.
Reduktion von Hypervigilanz: Die ruhigen, kontrollierten Bewegungen und Atemübungen helfen, das Nervensystem zu beruhigen.
Stärkung der Resilienz: Regelmässige Praxis baut physische und mentale Stärke auf.
Sport und Bewegung: Stress abbauen, Wohlbefinden steigern
Körperliche Bewegung ist eine natürliche Methode, um Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern. Sportarten wie Laufen, Schwimmen oder Tanzen fördern die Ausschüttung von Endorphinen, die als natürliche Stimmungsaufheller wirken. Wirkungen von Sport bei CPTSD:
Stressregulation: Bewegung hilft, überschüssige Stressenergie abzubauen.
Struktur und Routine: Regelmässiger Sport gibt dem Alltag Stabilität und fördert ein Gefühl der Kontrolle.
Soziale Interaktion: Gruppensportarten ermöglichen, soziale Kontakte zu knüpfen und Isolation zu überwinden.
Weitere körperorientierte Ansätze
Neben den genannten Methoden gibt es weitere körperorientierte Ansätze, die bei CPTSD hilfreich sein können:
Tanztherapie: Unterstützt die Verarbeitung von Emotionen durch rhythmische Bewegungen.
Progressive Muskelentspannung: Fördert die Wahrnehmung und Entspannung des Körpers durch gezieltes Anspannen und Loslassen von Muskeln.
Massage- und Körperarbeit: Hilft, Verspannungen zu lösen und ein positives Körpergefühl zu fördern.
Ein ganzheitlicher Ansatz für Körper und Geist
Körperorientierte Therapien sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von CPTSD, da sie den Betroffenen helfen, ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle über ihren Körper wiederzuerlangen. Diese Methoden ergänzen psychotherapeutische Ansätze und schaffen eine Grundlage für nachhaltige Heilung.
Quellen
Levine, P. (1997). Waking the Tiger: Healing Trauma.
Van der Kolk, B. (2014). The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma.
Emerson, D. et al. (2015). Trauma-Sensitive Yoga in Therapy: Bringing the Body into Treatment.