F&@k off: Eine kleine Philosophie des Status

Manchmal ist das Ehrlichste, was man sagen kann, kein Ja und kein Nein, sondern ein schlichtes «Fuck off». Nicht aus Wut. Sondern aus Würde.

«Fuck off» ist vielleicht gar kein Ende, aber ein Beginn. Eine Rückeroberung. Fotografie: Daniel Frei

«Fuck off» ist vielleicht gar kein Ende, aber ein Beginn. Eine Rückeroberung. Fotografie: Daniel Frei

Daniel Frei – Es gibt Worte, die sich weigern, nett zu sein. Worte, die nichts erklären, nichts beschönigen, nichts einladen. «Fuck off» ist so eines. Ein Minimalprogramm der Selbstachtung. Zwei Silben, die alles sagen, was man sonst in tausend Sätzen umkreist. Kein Angriff, keine Verteidigung. Nur eine Rückkehr. Zu sich selbst.

Das Minimum an Sprache

Jedes Nein soll heute ein Vielleicht sein. Eine Realität, in der jede Grenze Gesprächsanlass bietet. In der Klarheit als Unhöflichkeit gilt. «Fuck off» bricht mit all dem. Es will nichts mehr diskutieren. Es beendet den Dialog, ohne Drama, ohne Begründung, verweigert ihn, er prallt ab. Es sagt schlicht: Ich erkläre mich nicht. Ich darf weggehen. Ich darf bleiben, ohne weiterzuspielen.

Das Maximum an Klarheit

«Fuck off» ist nicht Hass. Hygiene aber schon. Ein inneres Aufräumen, bevor man sich verliert. Kein Zorn, kein Trotz. Eher stille Entscheidung, wieder dorthin zurückzukehren, wo man aufhört, sich zu verlieren. Es ist der Moment, in dem man merkt, dass Erschöpfung nicht von zu viel Arbeit kommt, sondern von zu vielen Kompromissen. Dass man nicht müde ist, weil man zu viel tut, sondern weil man zu oft gegen sich selbst anredet.

Der innere Exit

Das eigentliche «Fuck off» richtet sich selten nach aussen. Es gilt den Stimmen im Kopf, die immer etwas wollen. Die sagen: Bleib freundlich, sei verständnisvoll, erklär dich. Es gilt den Erwartungsketten, in denen wir hängen wie in Spinnweben. Unmerklich und vollständig. Manchmal braucht es nur diesen einen Moment der Verweigerung: fuck off. Zu allem, was zieht, zerrt, fordert. Zu allem, was nicht echt ist. Dann fällt die Stille herein. Und plötzlich hört man sich wieder selbst denken.

Die neue Höflichkeit

Es klingt paradox, aber das klare «Fuck off» ist vielleicht die höflichste Geste, die man heute machen kann. Weil es ehrlich ist. Weil es niemanden täuscht. Weil es aufhört, Erwartungen zu bedienen, die man nicht erfüllen will. Schweigen ist zu oft feiger als Fluchen. Wer sich respektvoll abwendet, statt höflich zu verfaulen, wahrt Haltung. Nicht jedes Bleiben ist Treue. Und nicht jedes Gehen ist Verrat.

Was bleibt

«Fuck off» ist vielleicht gar kein Ende, aber ein Beginn. Eine Rückeroberung. Ein stilles Manifest gegen das endlose Müssen. Es sagt: Ich bin da. Aber nicht mehr für alle und alles. Ich schulde keine Verfügbarkeit. Ich bin nicht die Verlängerung äusserer Bedürfnisse. Ich bin wieder bei mir. Und manchmal, in seltenen Momenten, ist das der mutigste Ort, an dem man sein kann.